Abschlussfahrt der 10er nach Berlin 02.06. bis 06.06.2019

„Es freut das Herz, so an der Müggel zu sitzen und [...] die Stunden zu verträumen” [Fontane]

Tag 1: Anfahrt - Bundestag - Reichstagskuppel

Baustellen und Problembären


Autor: Hr. Drews, Bilder: Hr. Drews

Wenn der frühe Vogel den Wurm fängt, haben wir sogar noch den Vogel gefangen. Wenn Morgenstund Gold im Mund hat, steckt der Zahnarzt beim nächsten Besuch einen Claim in unserem Mund ab. Wenn derjenige zuerst mahlt, der zuerst kommt, hätte sich sogar noch der Müller hinter uns anstellen müssen. Wenn...

Ich denke, der Standpunkt ist klar geworden: ES WAR VERMALEDEIT FRÜH, als wir uns am Sonntag, den 02.06.2019 um 5:00Uhr morgens zur Abfahrt nach Berlin trafen. Doch etwas Gutes hatte diese frühe Zusammenkunft: Friedlich schlummernde Schüler und eine ruhige Fahrt? Ja auch, aber vor allem eine staufreie Fahrt, sodass wir bereits nach ca. acht Stunden die Grenzen Berlins überschritten.
Über die anschließende Irrfahrt durch das durch Baugruben zerklüftete Berlin hüllen wir mal den Mantel des Schweigens, auch darüber, dass es dadurch doch noch knapp wurde, unseren Termin im Bundestag einzuhalten, denn: Es hat doch noch alles wie geplant geklappt.

Wir durften alle ins Reichstagsgebäude, wobei... nicht ganz alle.. einer schaffte es nicht und hier hätte man bei den Berlinern, gerade bei den Berlinern mit ihrem Wappentier, doch etwas mehr Verständnis erwarten können. Vielleicht wurde jedoch ein chinesischer Spionageakt vermutet, denn Timos treuer Begleiter, sein Plüsch-Pandabär, schaffte den Sicherheitscheck nicht. Als Problembär abgestempelt fristete er die Zeit unter scharfer Beobachtung im Separee.
Alle anderen durften neben dem Plenarsaal des deutschen Bundestages die Reichstagskuppel besichtgen, bevor es, wieder mit Bär, ins djo-Jugenddorf am Müggelsee und zur Abkühlung in denselbigen ging.

Fortsetzung folgt...

Tag 2: Hr. Rosemann - Brandenburger Tor - Deutscher Dom

Wege - Irrwege - Umwege


Wer sich von den Schülern nie merken konnte, was diese Ironie eigentlich genau ist, der weiß es spätestens jetzt ganz genau, denn die parlamentarische Ausstellung im Deutschen Dom trägt die Überschrift „Wege - Irrwege - Umwege”, doch der Reihe nach...

Die aktuellen Diskussionen um Klimapolitik und die Ergebnisse der Europawahl versprachen unserem ersten Termin des Tages mehr Brisanz zu verleihen, als manch ein/e Schüler/in noch vor einer Woche gedacht hätte. Die Fragerunde mit dem SPD Abgeordneten Martin Rosemann gestaltete sich folglich sehr interessant und für viele Schüler/innen auch oder gerade wegen der politisch-diplomatisch-vagen Antworten Rosemanns als aufschlussreich wie fraktionsgebundene Parteipolitik funktioniert.

Nach dem leckeren Mittagessen mit Spree-Blick im Paul-Löbe-Haus ging es weiter zum Brandenburger Tor, das natürlich bei einem Berlin-Besuch nicht unbeachtet bleiben darf, stellt es doch einen zentralen Orte deutscher Geschichte dar, der immer wieder im Fokus stand.

Weiter sollte uns der Weg zum Gendarmenmarkt mit dem Deutschen Dom führen... sollte, denn: Auf dem Weg dorthin wurde unsere Gruppe durch die drolligen berliner Ampelmännchen getrennt und unsere ‚Vorhut’ begab sich auf Irrwege. Die zeitweilig abgeschnittene Kommunikation half dabei wenig, die verwirrten Seelen wieder auf Kurs zu bringen. Letztenendes konnten alle, mit kleinem Umweg, zum DEUTSCHEN Dom (Deutscher≠Berliner) gelotst werden.
Dort gab es neben der gut aufbereiteten Ausstellungen zum deutschen Parlamentarismus, auch die Möglichkeit eine Bundestagsdebatte nachzuspielen, was die teilnemenden Schüler/innen mit Bravour meisterten. Ginge es nach unseren Schülerinnen und Schülern wäre bereits morgen die Ausgabe von Cannabinoide zu medizinischen und anderen Zwecken legalisiert...

Fortsetzung folgt, wa...

Tag 3: Spreefahrt - Gedenkstätte Berliner Mauer - Freizeit

Erst mal chillaxen...


Nach all der Politik und Geschichte der vergangenen zwei Tage war der dritte zum Chillen da. Erst um 11:00Uhr hatten wir unseren ersten Termin: Die Leichtigkeit des Seins bis ins Mark aufsaugend, glitten wir bei einer Schifffahrt mondän über die im sommerlichen Sonnenlichte glänzende Spree. Links und rechts am Ufer in mittäglicher Stille schlafend die historische Altstadt und das Regierungsviertel; dazu eine kühle Fassbrause... hach, kann das Leben schön sein...

Diese Umschreibung einer einfachen Touristik-Spreefahrt ist zu pittoresk-pathetisch überkandidelt? Vielleicht hilft da ein Blick in die jüngere deutsche Geschichte, um zu erkennen, dass man nicht genug pathetische Freude empfinden kann, über die Spree fahren zu können, denn noch vor 30 Jahren war dies nicht möglich, war doch ein Teil der von uns befahrenen Spree Teil der Grenze, die Berlin und Deutschland zu einer geteilten Stadt und einem geteilten Land machte.
Die Schwere dieser Teilung, auch für Einzelschicksale, wurde uns beim gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße vor Augen geführt. Die Informationstafeln und der nachgebildete Mauerabschnitt warfen die ein oder andere interessierte Frage auf und es wurde deutlich, dass es für viele Jugendliche glücklicherweise unvorstellbar ist, in einer Welt zu leben, die solch menschenverachtende Mauern toleriert. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der ein extremer Nationalismus leider wieder vermehrt Zulauf gewinnt, sind ein Bekenntnis und aktives Einsetzen für eine offene und tolerante Welt wieder von großer Relevanz und es liegt (auch) in den Händen der Jugendlichen, den freiheitlich-demokratischen Geist von 1989 weiterzutragen und weiterzudenken.

Deshalb kann man die vermeitlich alltägliche Freiheit(en) nicht pathetisch genug feiern - macht man sich ihrer einmal bewusst. Die Schülerinnen und Schüler konnten an diesem Nachmittag ihre Frei(z)heit genießen und feiern und haben hoffentlich viele interessante Eindrücke in Berlin gesammelt.

Et jeht bald weiter...

Tag 4: Stadtrundfahrt - Potsdam - Sanssouci: Neues Palais

Preußens Gloria: Bei Königs zu Besuch


Die Stammlande der Hohenzollern liegen bei uns um die Ecke; in Berlin, der Hauptstadt Preußens, waren wir zu Besuch; was jetzt noch fehlte, um den Trias komplett zu machen, war die Residenzstadt Preußens.
„Wohlan Kutscher, spanne er die Pferde ein und spute sich, denn springend klingt die Münze!” Potsdam erwartet uns!

Zuvor jedoch begaben wir uns in unserer modernen ‚Kutsche’ auf Avenue durch Berlin, geleitet durch eine kenntnisreiche Berlinerin, die die ein oder andere amüsante Geschichte über ihre Heimat zu berichten wusste.

Die Mittagsfrische genossen wir schon in der beschaulichen Innenstadt Potsdams, in der es sich vortrefflich zur Ruhe kommen ließ, vernab des wilden berliner Treibens.
Frei von Sorgen konnten wir uns, wie viele fürstliche und hochherrschaftlichen Gäste vor uns, zum Neuen Palais im Park von Sanssouci aufmachen. Die prachtvolle Ausstattung des repräsentativen Prunkbaus rief nicht nur bei dem/der ein/en oder anderen Schüler/in Erstaunen hervor und machte großen Eindruck.

Von preußens Gloria überwältigt und vom Pomp und Prunk erschlagen, brachen wir wieder zu unserer vergleichsweise bescheidenen Unterkunft am Müggelsee auf, es war jedoch kein von Königs verkätzter Marsch zurück, wissen wir doch die Vorzüge eines abendlichen Abkühlens im Badesee nach einem langen, heißen Tag in der Stadt sehr wohl zu schätzen.

Et jeht dit ooch gleich weita...

Tag 5: Madame Tussauds - Rückfahrt

Waxe über dich hinaus


Der fünfte Tag in Berlin war auch zugleich unser letzter Tag. Letzte Tage scheinen auf Menschen immer eine besondere Wirkung zu haben und in dieser Hinsicht sind Schülerinnen und Schüler sehr Mensch...
Die Nacht war kurz, der Morgen laut, die Schüler/innen unpünktlich, die Tram dafür umso pünktlicher...

Dennoch schafften wir den Besuch bei Madame Tussauds, zwar mit einiger Verspätung, aber immerhin.
In der Ausstellung waxte für machen zusammen, was zusammen gehört: ob intellektuelles, Sport- oder Pop-Idol, jeder konnte sich neben seinem persönlichen Liebling ablichten lassen oder auch so manchen Schabernack treiben.

Der letzte Vormittag in Berlin zerronn und verfloss so schnell wie geschmolzenes Kerzenwax und wir mussten Abschied nehmen von unserer Hauptstadt. Viele sehnten sich jedoch auch nach dem Idyll des Südens und so war uns ein Gott gnädig und bescherte uns, bis auf einen kleinen Stau, freie Fahrt für freie Schülerinnen und Schüler in die Heimat und in die Pfingstferien.

Die Abschlussfahrt vorüber, der Abschluss in unmittelbarer Nähe. Bald ist die gemeinsame Zeit an der Merian-Gemeinschaftsschule vorüber und wir hoffen, dass jeder von euch in dieser Zeit über sich hinausgewax... äh... hinausgewachsen ist und ‚Handwerkszeug’ mit auf den Weg bekommen hat, um weiter zu wachsen...